Gymnasium Philanthropinum Dessau – Schule der Menschenfreundschaft
Netzwerk „Begabungsfördernde Schule“
(Zertifiziert durch das Kultusministerium 2012)
Schulprogramm
Stand 04/2019
1. Die Ausgangssituation
Bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts existierte von 1774 bis 1793 in Dessau eine Schule mit dem Namen Philanthropinum. Diese Schule der Menschenfreundschaft wurde von Johann Bernhard Basedow mit Unterstützung des Fürsten Leopold III. Friedrich Franz als Musterschule der Aufklärung gegründet. Aus heutiger Sicht war sie die erste Programmschule überhaupt. Erst 1947 beantragte die Goethe-Oberschule III, den Namen Philanthropinum wieder tragen zu dürfen. Mit der Namensgebung sollten auch die programmatischen Ideen der Philanthropen aufgegriffen, neu bewertet und zeitgemäß umgesetzt werden. Überlegungen dieser Art finden bis heute statt. Seit Einrichtung des Gymnasiums im Jahre 1991 haben sich vielfältige Traditionen entwickelt. So wird jährlich das Drehbergfest, das erstmals 1776 zu Ehren des Geburtstages der Fürstin Luise stattfand, als Schulfest von regionaler Bedeutung gefeiert. Es ist ein Höhepunkt im Schulleben, an dem Schüler, Eltern, Lehrer und die Öffentlichkeit teilhaben. Auf jüngeren traditionellen Wurzeln steht das jährlich am 27. Dezember stattfindende Wiedersehenstreffen, zu dem alle Ehemaligen eingeladen sind. Zu Traditionen haben sich auch verschiedene dem Europagedanken verpflichtete Schulpartnerschaften und die Teilnahme an regionalen, nationalen und internationalen Wettbewerben, bei denen vielfältige Erfahrungen gesammelt werden konnten, der Tag der offenen Schultür, das jährliche Erscheinen unserer Jahresschrift „Philanthropinum“ u. a. m. entwickelt.
Seit 1999 unterlag die Entwicklung der Schullandschaft der Stadt Dessau den demografischen Veränderungen des Landes, die sich maßgeblich auch auf das Philanthropinum auswirkten. Vier Mal fusionierte das Philanthropinum mit anderen Schulen der Stadt. Zuletzt war das 2009 der Fall, als das Goethe-Gymnasium im Ortsteil Roßlau zu uns stieß. Das hatte für den Schulentwicklungsprozess erhebliche Konsequenzen. Mit den hinzugekommenen Lehrer-, Eltern- und Schülerschaften mussten neue Ziele und Leitideen entwickelt werden. Jeder wollte sich mit den mitgebrachten Erfahrungen, Grundpositionen und Traditionen am „neuen“ Philanthropinum wiederfinden. Dieser Prozess verlief nicht selbstverständlich reibungs- und spannungslos. Er bedurfte und bedarf der ständigen Anregung durch die Schulleitung.
Zwischenzeitlich waren an der Schule 1165 Schülerinnen und Schüler, die in insgesamt 51 Klassen und Stammkursen an 4 Standorten lernten. Sie wurden von 94 Stammlehrerinnen und -lehrern und 7 Kolleginnen in Abordnung aus Sekundarschulen an unserer Schule unterrichtet. Stammlehrerinnen und -lehrer unserer Schule wurden aber auch immer wieder an andere Schulen abgeordnet, um dort Engpässe in der Unterrichtsversorgung auszugleichen.
Mit Beginn des Schuljahres 2009/2010 waren die Schülerzahlen so weit zurückgegangen, sodass die Nebengebäude und Außenstellen aufgelöst werden konnten. Mit der Übernahme des sanierten alten AOK-Gebäudes waren zusätzlich Unterrichtsräume geschaffen, die eine Beschulung aller Schülerinnen und Schüler an einem Standort ermöglichten. Zwischen diesem nun als Sport- und Kurshaus bezeichneten Gebäude (Spuk) und dem Hauptgebäude fand nach kurzer Bauzeit eine Zweifeldturnhalle Platz. Im Sommer 2011 wurde sie uns zur Nutzung übergeben. Gleichzeitig fand der Schulhof eine Erweiterung. Nach 12 Jahren Bauzeit ist das Ensemble des Philanthropinums, der Campus philanthropini, komplett. Damit sind nun für Schüler und Lehrer übersichtliche und verlässliche Arbeitsbedingungen gegeben, die auf ihre weitere Ausgestaltung warten.
Seit dem Schuljahr 2010/11 engagieren sich die Kolleginnen und Kollegen des Philanthropinums im Bereich der Begabungsförderung und entwickelten ein Begabungsföderungskonzeptes, welches stetig auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler abgestimmt wird.
Am 12.09.2012 wurden wir zur „Netzwerkschule für Begabungsförderung“ durch das Kultusministerium ernannt.
Zurzeit lernen an unserer Schule über 805 Schülerinnen und Schüler in 34 Klassen und werden von 69 Lehrerinnen und Lehrern sowie 5 Referendaren unterrichtet. 68 Schülerinnen und Schüler bereiten sich auf die Abiturprüfung 2019 vor.
Unsere Schule bietet vier Fremdsprachen an: Ab der 5. Klasse Englisch, ab der 7. Klasse Französisch, Russisch und Latein.
2. Das Leitbild
Unser Motto: Das Philanthropinum – die Schule der Menschenfreundschaft
„Natur! Schule! Leben!
Ist Freundschaft unter diesen dreien, so wird der Mensch, was er werden soll und nicht alsobald werden kann; fröhlich in Kindheit, munter und wissbegierig in Jugend, zufrieden und nützlich als Mann.“ (Johann Bernhard Basedow, kurz vor dem Jahre 1775)
Unsere Leitsätze:
aus „Nachrichten von dem philanthropischen Erziehungsinstitut zu Dessau 1774“
„Das Institut wendet seine Kräfte an, um die ihm anvertrauten Kinder und Jünglinge zu guten und vernünftigen Menschen zu erziehen und durch Mitteilung nützlicher Kenntnisse und Fertigkeiten zu brauchbaren Mitgliedern der bürgerlichen Gesellschaft zu machen.
Weil unser Institut bestimmt ist, eine Schule nützlicher Kenntnis und Fertigkeit, tätiger Religion und Tugend und unparteilicher Menschenfreundschaft zu sein, so wird nicht nur Religionshass und der Sektengeist, sondern auch der Nationalhass sorgfältig verhütet. Daher wird auch niemand deswegen verachtet, weil er aus diesem oder jenem Lande ist.
Das Dessauische Educationsinstitut“
Die Schreibweise haben wir den modernen Gewohnheiten angepasst.
Zur Umsetzung dieser Leitsätze haben wir an unserer Schule vielfältige Aktivitäten entwickelt, die nachfolgend tabellarisch zusammengestellt sind.